Ruf doch mal in Lübeck an!

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Aus aktuellem Anlass ein sehr interessanter Artikel zum Thema „verhaltensauffällige Hunde“, Pandemie und ihre Auswirkungen. Hier mal auf den Punkt gebracht.

Tierschutz Lübeck und Umgebung e.V.

„Ruft mal in Lübeck an“.
Wir haben uns auf verhaltensauffällige Hunde spezialisiert, für die Härtefälle fließt unser Herzblut.
Derzeit sitzen bei uns knapp 50 Hunde mit mittelschweren – schweren Beißvorfällen aus ganz Deutschland.
Im Jahr 2020 haben wir ca. 40 Hunde aus anderen Vereinen/ Organisationen deutschlandweit übernommen.
Ob aus Tierheimen, Nothilfen, Auslandstierschutzorganisationen oder anderen Tierschutzvereinen, wir helfen, wenn wir können.
Nicht selten werden Pfleger in anderen Einrichtungen zerlegt, Pflegestellen sind überfordert oder irgendwo sitzt ein Hund im Wohnzimmer, zwischen Blut an der Wand und verzweifelten Menschen.
Nicht selten holen wir die Hunde selber ab, weil es längst kein Rankommen mehr gibt.
Und nicht selten haben die Hunde bereits eine Euthanasieverfügung im Gepäck oder sind als gefährlich eingestuft. Tendenz steigend.
Es wird oft von „Problemhunden“ gesprochen, die an der Leine bellen, andere Hunde zwicken, mal ein kleines Loch gebissen haben.
Hunde, die sich unter einer Bettdecke verstecken, wenn man auch nur ein mal „Beetlejuice“ ruft.
Wir finden es unfair, unfair den Hunden gegenüber, die wirklich Themen haben.
Unfair, die Menschen in dem Glauben zu lassen, das diese besagten „Problemhunde“ „easy peasy“ in die Spur gebracht werden können, denn das entspricht nicht der Wahrheit.
Es ist nicht richtig zu sagen, das jeder Hund der perfekte Familienhund sein kann und es nur auf die Erziehung oder Liebe ankommt.
Es ist nicht richtig „im vermeintlichen Namen der Tiere“ Genetik wegzuleugnen und „kein Hund wird böse geboren“ zu schreien, wenn Hunde Verhalten zeigen, welches ihrer klassischen Veranlagung entspricht.
Es ist nicht fair in „gut“ oder „böse“ zu unterteilen und immer das „andere Ende der Leine“ zu beschuldigen, ohne zu hinterfragen.
Jeder Hund hat das Recht auf eine fachliche Einschätzung.
Kein Hund passt in irgendeine Schublade, weil man„auch mal einen Bulli/Chihuahua/Pudel hatte oder Opa 10 Rottweiler“.
Es ist nicht schön, ein Leben lang gegen die Interessen des Hundes arbeiten zu müssen, weil jemand das „Jagd“ in Jagdhund überlesen hat. Denn der Weimaraner war so schön.
Weil Menschen so tun, als gäbe es keine Hunde die darauf selektiert wurden schnelle Jäger und gute Kämpfer zu sein „Bullenbeißer/Rattenfänger“ und sie in die Schublade einer Nanny pressen wollen. Es ist unfair den Hunden sinnbildlich Kleider anzuziehen, die ihnen gar nicht passen, weil der Mensch gerne GENAU SO EINEN HUND HÄTTE! In einer besonderen Farbe, besonders klein oder groß, besonders blau oder gemerlt.
Das Unglück passiert andauernd, spätestens wenn die lieben Hunde das Klischee nicht erfüllen, welches ihnen wohlwollend aufgezwungen wurde.
Genau so schädlich wie die Verteufelung einiger Rassen, ist die Verherrlichung.
Der Boden der Tatsachen wird in beiden Fällen verlassen und Abheben ist nie gut, man fällt bekanntlich tief.
Wenn wilde Rassenmixe außer Rand und Band geraten, weil irgendwo mal stand, das Mischlinge gesünder sind. Wenn Rottweiler ein Problem mit Fremden haben und die Geburtstagsgesellschaft nicht ins Haus lassen wollen.
Wenn Bollerköpfe durch die Wand wollen und Artgenossen zum Fressen gerne haben.
Wenn Terrier, Terrierdinge tun und Malinois ihren Job suchen.
Wenn Qualzuchten die Portokasse mit den Tierarztkosten sprengen und zudem noch dem Herrchen einen Finger abgebissen haben.
(Die Liste könnte ewig so weitergeführt werden.)
„Ruft mal in Lübeck an“.
Nicht nur der Welpenhandel ist auf dem aufsteigenden Ast (Fallzahlen verdoppelt), auch die Haus- und Hobbyvermehrer verdienen sich aktuell goldene Nasen. Bullterrier x Bulldogs, Beagle x French Bulldogs, Pit Bull x Cattle Dog – blaue und gemerlte Bullterrier für 25.000 EUR und ja, die werden wirklich aktuell in Hamburg über einschlägige (deine Tierwelt etc.) Portale angeboten.
Klickt euch einfach mal durch die Kleinanzeigen des Grauens und macht euch ein eigenes Bild.
Verhaltensauffällig und krank, das sind die meisten Hunde bei uns im Tierheim. Wir haben immense Tierarztkosten, einen hohen Pflegeaufwand und werden täglich mit Abgabemeldungen überschwemmt.
Wir haben große Angst vor dem was noch kommt, vor dem blinden Kaufwahn der momentan herrscht, Hauptsache ein Welpe, um jeden Preis!!
Jetzt und sofort.
Durch die Vermittlung unserer Bullterrierwelpen haben wir kürzlich die regelrechte Gier nach Welpen/ Junghunden am eigenen Leib gespürt und bleiben sprachlos zurück.
Auch der Auslandstierschutz, vor Allem der Import „geretteter Welpen“ boomt.
Die Abgabewellen werden kommen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Die kranken Tiere werden Kosten verursachen, es werden viele ihr Zuhause verlieren und wir wissen nicht, wie wir das auffangen sollen.
Wir können es jetzt schon nicht und steuern direkt auf eine Katastrophe zu.
Ihr könnt das Leid nur erahnen, was wir tagtäglich fühlen und sehen.
Bitte, bitte verbreitet die Message, klärt Freunde und Bekannte auf, schafft euch nicht einfach so mal eben irgendeinen Hund an. Unterstützt die Welpenhändler nicht! Unterstützt keine Vermehrer und legt den Egoismus ab! Es geht um Lebewesen!
Lasst uns gemeinsam gegen diesen Wahnsinn und für die Tiere kämpfen!
Auf den Fotos seht ihr einige unserer Hunde und einige der Menschen, die sich um sie kümmern. (auf der Facebook-Seite)
Text: Mit freundlicher Genehmigung von