Welcher Hund paßt zu mir?

Der Schritt vor der Auswahl des Züchters. Ich möchte einen Hund! Ok! Versteh ich gut, ich kann es mir ohne gar nicht mehr vorstellen. Aber wie soll er denn sein? Groß oder klein, lebhaft oder eher ruhig? Na ja, folgsam und kinderlieb wäre ja auch schön, oder?
Mmmmh, dann wollen wir doch mal schauen, ob wir da etwas Hilfestellung geben können.02032013_hunde-026

Mindestvoraussetzung sollte sein: Sie haben genügend Raum einen Hund zu halten, im Falle einer Mietwohnung, die Erlaubnis zur Hundehaltung und sie müssen auch Zeit einplanen. Kosten pro Monat: ca. 50 Euro. Nicht eingerechnet: Tierarztkosten und Steuer! (mehr dazu unter FAQs)

Bis her sind Sie noch nicht auf eine Rasse festgelegt. Ihr neues Familienmitglied könnte lange (ach, wie niedlich) oder kurze Haare haben, groß oder klein sein. Sie haben allerdings eine Familie mit Kindern, das sollte schon berücksichtigt werden.

Eine kurze Vorbetrachtung zum Zusammenleben von Kind und Hund: Ein Hund ist kein Spielzeug für ein Kind, ein Spielkamerad, ja, vielleicht, unter Aufsicht.

Ihre Kinder sollten alt genug sein, um lernen zu können, wie man mit einem Hund umgeht. Erziehen kann und sollten Kinder einen Hund nicht, das bleibt ihr Job. Auch Spazieren gehen sollte kein Kind allein mit einem Hund. Warum? Einfaches Szenario: Der Hund ist bereits erwachsen und ihr Kind ist, sagen wir mal, sechs Jahre alt. Ihr Hund sieht auf der anderen Straßenseite einen alten oder neuen Kumpel und möchte dort hin. Erste Vorstellung: Der Hund schießt mit samt Kind an der Leine auf die Straße. Zweite Vorstellung: Ihr Kind kann den Hund halten, zieht und reißt aber dabei so unglücklich an ihrem Hund herum, dass es so auch nicht in Ordnung geht. Beides sind Szenarien, die wir uns auf keinen Fall wünschen.

Und diese Liste lässt sich deshalb beliebig verlängern, weil kein Kind in der Lage ist, eine Situation schon so sachlich wahrzunehmen, wie es nötig wäre, um adäquat zu reagieren, und weil es normalerweise auch nicht die körperliche Kraft hat, einen Hund zu beherrschen, auch keinen Kleinen. Für sie heißt das im Klartext: Immer anwesend sein, solange sie nicht sicher sind, wie es zwischen den beiden Parteien klappt.

Dann gehen wir also mal auf die Suche nach Ihrem Traumhund: Wie soll er denn nun aussehen?

Wir fangen einfach mal mit ein paar Spielchen an. Stellen sie sich einen großen, langhaarigen Hund in ihrem Wohnzimmer vor. Im optimalen Fall haart der Kleine nicht sehr stark, aber es geht auch ganz anders: Stellen Sie sich die Haare auf ihrer Couch, ihrem Teppich, ihrer Kleidung, ihrem Fußboden, einfach überall vor. Mal abgesehen von der intensiven Fellpflege.

Trimmausbeute von vier Russell-Terriern
Trimmausbeute von vier Russell-Terriern

Und wenn der Kleine feucht von einem Spaziergang ist, naserümpf, dann riecht es auch noch gut. Na, immer noch Lust auf lange Haare?
Na ja, da haben wir noch die kurzhaarigen, so wie Hazel. Irgendwie sehe ich immer aus, wie eine Haarablagerungsstätte, na ja, bürsten braucht man sie nicht wirklich, hier hilft nur der Striegel, aber sie haart irgendwie immer, und diese Haare haben wohl eingebaute „Bohrvorrichtungen“ – man bekommt sie kaum aus Polstern, Teppichen, den eigenen Sachen, Decken usw. wieder raus. Dann ist wohl das Mittelmaß der Schlüssel, ein rauhaariger Hund soll es sein. Sehen ja auch süß aus und haaren nicht so stark. Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit! Ein rauhaariger Jack Russell z.B. muss regelmäßig getrimmt werden, sonst hat weder er noch Sie Freude mit dem verwahrlosten Fell. Können sie es nicht selbst, müssen sie ihn zum Trimmen geben. Wenn sie es selbst machen, kostet es Zeit und ist eine „never ending story“. Wächst ja so schnell. Trimmen
Was will ich damit sagen: Egal, für welche Haarart sie sich entscheiden, der Schmutz- und Arbeitsfaktor steigt mit einem Hund erheblich – und jeder Hund braucht eine spezielle Fellpflege.

Ja, und wie groß soll er denn nun sein?

Ich fand kleine Hunde immer toll, für mich kam also ein Großer nie in Frage, aber es gibt ja genügend Leute, da sind nur die Großen richtige Hunde. Mmmmh, ja, ist ja auch ok, aber haben sie auch genügend Platz dafür. Zugegeben, auch eine Dogge kann in einer Wohnung leben, aber Bewegungtob17 braucht die auch, und wenn sie im vierten Stock ohne Fahrstuhl wohnen, sollten sie sich auch gleich überlegen, wie sie ihren Hund im Alter (in ihrem oder des Hundes) befördern.
Und ein kleiner Hund? Na ja, denken sie sich bloß nicht, das würde Erziehung und Bewegung aufheben, nur weil der Hund kleiner ist, ist ja trotzdem ein Hund – und da sie auf dieser Seite gelandet sind – ein PJRT ist ein richtiger Hund!!!!!

Lassen sie also diesen süßen Kleinen einfach mal Hund sein, dann haben sie möglicherweise irgendwann einen relativ unsüßen „Tyrann“ im Wohnzimmer sitzen.

Und speziell auf den Parson (Jack) Russell bezogen: Es sind Arbeitsterrier, gezüchtet für (siehe Verwendung) die Jagd in der Meute, sie treiben, verbellen und arbeiten unter der Erde. Was man also von diesen Kleinen nicht zwingend erwarten sollte: Das sie nie an die Rabatten gehen wollen und das sie nie bellen, beides – die Erdarbeit und das Bellen – ist ihnen mit in die Wiege gelegt worden.

Und was beinhaltet das noch? Diese Hunde wollen sich bewIMGP0349egen, sie wollen laufen, rennen, flitzen und sie wollen, was mindestens ebenso wichtig ist, arbeiten, sie brauchen auch Auslastung im Kopf. Ein bisschen im Garten flitzen reicht eigentlich keinem Hund – so dass ein gelangweilter JR ein sehr unleidlicher Zeitgenosse werden kann. Da nützt es auch nicht wirklich was, die täglichen Spaziergänge immer länger werden zu lassen, außer dass ihr Hund immer mehr Kondition bekommt (sie natürlich auch, positiver Nebeneffekt). Meistens lieben sie Wasser und agieren recht selbständig, wenn es darum geht, die eigenen Ziele zu verfolgen – auch das wurde ihnen in die Wiege gelegt. Hin und wieder beschleicht einen etwas das Gefühl, dass sie unter Größenwahn leiden, milder ausgedrückt: Es sind große Hunde in einem kleinen Körper.

Ich zitiere hier aus Antje Hellers Welpenfibel: „Der Jack Russell sollte also niemals nur wegen seiner handlichen Größe und seines originellen Aussehens oder als Spielzeug für Kinder angeschafft werden, er ist ein harter Jagdgebrauchshund, der zwar ohne jagdliche Arbeit, niemals aber ohne konsequente Erziehung, Beschäftigung und viel Bewegung auskommt! “ (Outlaw-Terrier) Besser kann man es wohl kaum ausdrücken!

Lassen sie also diesen meist selbstbewussten, charmanten, verspielten, temperamentvollen und „unkaputtbaren“ Hunden keine Auslastung + Erziehung zukommen, kann sich das Zusammenleben als wahrer Machtkampf erweisen. Das muss nicht sein. Geben sie ihren Hunden die Möglichkeit, mit ihnen zu arbeiten, dann haben sie die liebsten und ruhigsten Vertreter zu Hause.tunnel01

Und das wichtigste: Der Charakter oder wie sagt man: Das Wesen!

Lieb, folgsam, ruhig in der Wohnung und lustig draußen, brav zu Kindern usw. usw.. – diese Überhunde müssen wohl erst gebastelt werden, geboren werden sie so nicht.
Von einem idealen „Familienhund“ ist oft im Fernsehen die Rede, wenn ich irgendwelche Sendungen über Hunde gucke, oder auch auf HPes surfe, die dann nicht nur andere Rassen, sondern auch den JRT als solchen beschreiben.
Wenn sie jedoch nur aufgrund der Rassebeschreibung erwarten, dass ihr Hund diesem Bild quasi von alleine auch entspricht, werden Sie nicht glücklich.
Auch Hunde gleicher Rassen unterscheiden sich in ihren ganz persönlichen Eigenheiten. Teils angeborene, teils erlebte und verarbeitete Dinge machen den speziellen Charakter aus. Und, wie gesagt, ohne Erziehung geht gar nichts!

Gut ist es immer, wenn man aIMGP0418uch die Eltern kennt und den Züchter befragt, der kann einem oft dazu recht zuverlässige Auskünfte geben, wie das Temperament und das Wesen eines Welpen und natürlich der Eltern ist. Aber, wie gesagt, der Rest liegt bei ihnen, auch aus dem liebsten Hundebaby wird mal ein erwachsener Hund, der ohne ihre Hilfe sich ganz anders entwickeln kann und wird, als sie es sich gewünscht haben.

Aber sie würden dann lieber einen Mischling nehmen! Die sind ja immer gesund, weil nicht überzüchtet und haben so einen tollen Charakter! Wo steht denn das geschrieben? Obwohl sich diese Mär hartnäckig hält, ist es eben nur eine Mär. Mischlinge vereinen nicht alle positiven Eigenschaften ihrer Eltern in sich, warum auch. Sie vereinen alles – und das nicht immer zum Guten. Krankheiten vererben sich, auch charakterliche Schwächen, die bei einer gezielten Zucht zurückgedrängt werden oder zum Zuchtausschluss führen, kommen auf einmal massiv zum Vorschein. Niemand wird ihnen bei einem Mischlingswurf sagen können, wie sich die Hunde entwickeln, Voraussagen über Größe, Aussehen und wohl auch den Charakter lassen sich um ein Vielfaches schwerer treffen als bei Rassehunden, was einfach daran liegt, dass ein Rassehund-Züchter sich oft schon lange mit der Rasse beschäftigt und auch seine Hunde schon lange kennt, oft mehrere Generationen schon erleben konnte. D.h. nicht, das Mischlinge Hunde zweiter Klasse sind, wenn sie aber gezielt planen möchten, ist der Mischling geradezu ein Abenteuer.

Seien sie sich also darüber im klaren, egal welchen Hund sie zu sich nehmen, sie müssen sich nicht nur einige rassetypischen Gegebenheiten anpassen, sondern viel Zeit und auch Geld in die Ausbildung eines Hundes investieren, um ihn zu dem Traumhund zu machen, den sie sich wünschen.

Und deswegen sollten sie sich vorher überlegen, was sie sich von ihrem Hund wünschen: Soll er ein Familienhund, ein sportlicher Begleiter oder ein Sport- oder Arbeitshund oder oder oder sein, egal, was es ist, überlegen sie es sich gut vor der Anschaffung, denn nach ihren Anforderungen sollten sie auch die Rasse auswählen. Es macht keinen Sinn, einen Malinois (Gebrauchshund) in einen reinen Familienhund umwandeln zu wollen, damit würden weder sie noch ihr Hund glücklich.

Oder mit einem großen schweren Hund (z.B. Rottweiler) oder einem kleinen, kurzbeinigen wollen sie Agility nicht nur zum Spaß machen, sondern haben ehrgeizige Ziele. Da sollte man ihnen doch zu einer anderen Rasse raten. (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel!)

Sie haben sich dann für eine Rasse entschieden?
Wunderbar! Jetzt sollten sie sich kundig machen, wer sich bei dieser Rasse auskennt. Bemühen sie das Internet, rufen sie bei Rassezuchtverbänden  an oder fragen sie jemanden, der sich schon lange mit dieser Rasse beschäftigt. Versuchen Sie nicht, zu einem bestimmten Termin einen Hund zu erhalten. Suchen Sie sich zuerst einen guten Züchter und erkundigen Sie sich, wann der nächste Wurf kommt.